Ursprünge

Swing entstand in der Zeit der großen Depression in den USA. Den Menschen ging es schlecht und die Lebenssituation erschien für die breite Masse der Bevölkerung nahezu aussichtslos. Am schlimmsten zu leiden hatten die Afroamerikaner, die am untersten Ende der sozialen Leiter standen.

Nach der gesetzlichen Abschaffung der Sklaverei 1865 galt in den USA teils offiziell, teils inoffiziell die Trennung von Schwarzen und Weißen, die immer mit eingeschränkten Rechten für die Afroamerikaner einherging (in den Südstaaten der USA bis in die 70er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts hinein). Im Süden der USA wurden Lynchmorde an Schwarzen geduldet, die vor allem als Machtdemonstration und zur Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung eingesetzt wurden.

(Song „Strange Fruit“ von Meeropol, gesungen von Billy Holiday, deren Großvater noch Sklave war; mehr zum Thema in Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Strange_Fruit)

Durch die massenhafte Abwanderung schwarzer US-Amerikaner aus den Südstaaten in Richtung Norden entstand im Bezirk Harlem in New York das Hauptzentrum für afroamerikanische Kultur: Die „Harlem Renaissance“ begann zu florieren. Es war „eine Art geistiger Befreiung“ (Alan LeRoy Locke), durch die die afroamerikanische Kunst erstmals eine eigene Identität entwickeln konnte – jenseits der weißen Vorbilder. In der Kunst der Harlem Renaissance spielen so auch afrikanische Überlieferungen, afroamerikanische Traditionen, sowie Gospel und Jazz eine große Rolle.

Absurderweise durften die meisten Schwarzen die Shows und Aufführungen nicht sehen, weil die berühmtesten Klubs, wie „Small’s“ und der „Cotton Club“, wo Duke Ellington spielte, Zutritt nur den Weißen gestatteten.

Anders war es im Savoy Ballroom, der 1926 eröffnet wurde: Er wurde das „community center“ für die Schwarzen, stand aber jedem offen. Er war der erste Tanzsaal, in dem sich Schwarze und Weiße zum Tanzen treffen konnten.

Harlem war das Viertel der Afroamerikaner. Es war IHR Viertel und dies gab trotz aller Schwierigkeiten Hoffnung auf Freiheit und Stolz auf die eigene Herkunft.

Die Zeiten waren hart und die Menschen brauchten den Tanz als Heilmittel gegen die große Depression: In den 1920ern entwickelten sich viele Modetänze (Shimmy, Black Bottom, Charleston…), die meisten als Paartänze und fast alle ursprünglich aus der afroamerikanischen Kultur. Zusammen mit der Musik entstand aus diesen Tänzen der Swingtanz, der bekannteste ist der Lindy Hop. Geburtsstätte der Big Band Swingmusik und des Lindy Hop war der Savoy Ballroom.

Lindy Hop ist ein „social dance“, das heißt, er wurde und wird nicht in ein starres, einzuhaltendes Reglement gepresst, sondern war und ist lebendig und konnte sich daher verändern und mit der Musik entwickeln.

Die schnelle, mitreißende Swingmusik führte weltweit zu Ekstase auf den Tanzflächen, vor allem Jugendliche ließen sich auf der Tanzfläche gehen.
Als die Swingmusik die breite weiße Bevölkerungsschicht erreichte, wurde dies von konservativen Kreisen als Bedrohung angesehen, denn die Swingkultur stand für Freiheit, Offenheit und pure Lebenslust.

Dies erklärt auch, warum die Swingjugend in Deutschland als eine Bedrohung vom Nazi-Regime wahrgenommen wurde, denn es galt damals und auch noch heute:

Wer Swingmusik liebt, kann nicht marschieren.